Geschichte des Kräutertees
Kräutertee ist – wenn man so will – im Grunde das Heisswassergetränk aller Kulturen auf der Welt.
Im Gegensatz zum Tee, das per Definition ausschliesslich ein Wasseraufguss von Blättern der Teepflanze (Camellia sinensis) bedeutet, ist Kräutertee ein teeähnliches Erzeugnis aus frischen oder getrockneten Pflanzenteilen. Das können Früchte, Blätter von Sträuchern, von Bäumen oder von Kräutern, Schalen, Samen, Rinden, Sträucher-Früchten, Beeren, Blüten, aber auch Wurzeln sein, die mit kochendem Wasser aufgegossen werden. Kräutertees werden häufig als Heilmittel aufgrund der ätherischen Öle (die aus den Pflanzen gelösten Substanzen, den sog. Extrakten) genutzt. Zu einigen finden sich in unserem Shop entsprechende Wegleitungen zum selber mischen. Klassiker unter den heilenden Anwendungen sind etwa der Beruhigungstee und der Bronchialtee. Natürlich werden sie auch als Genussmittel wegen ihrer natürlichen aromatischen Komponenten konsumiert. In der Regel beinhalten Kräutertees kein Koffein.
Auf allen fünf Kontinenten
In vielen Kulturen auf der Welt haben Kräutertees eine weit zurück reichende Tradition. Sie gehören unbestritten zu den ältesten Getränken der Menschheit. Schon bei der Entdeckung von Tee (also Camellia sinensis) war im alten China die Nutzung von Kräutertees zu Heilungszwecken bekannt, genauso auch bei den Sumerern und im alten Ägypten. Das antike Griechenland kannte ebenfalls Heiler, die Heilpflanzen auflisteten und als Arzneimitteltee verwendeten.
In Süd- und Nordamerika, in Australien, Afrika sowie in Neuseeland war unter den Ureinwohnern ein Sud bekannt, der aus heissem Wasser und Kräutern zubereitet wurde. Die Medizinmänner nutzten ihr Wissen um die Wirkung von Pflanzen zur Heilung vieler Krankheiten und verabreichten Kräutertees.
Die Prärieindianer kannten viele Heilpflanzen, die sie zu Heilzwecken einsetzten. Das Kräuterwissen wurde in den antiken Kulturen meist mündlich überliefert, oft vom Vater zum Sohn weitergegeben.
Was in den Kräutern steckt
Gemäss einem Schriftstück aus dem alten China gab es schon 3’500 v. Chr. detaillierte Kenntnisse über Heilpflanzen und ihre Wirkung. Im europäischen Raum hat der griechische Botaniker und Arzt Dioskurides das wohl bedeutendste Kräuterbuch des Altertums geschrieben. In seiner Arzneimittellehre aus dem ersten Jahrhundert nach Christus sind rund 600 Pflanzen und ihre therapeutische Anwendung beschrieben. Es gilt auch heute noch als das Standardwerk der Kräuterheilkunde und war Vorbild für sämtliche Kräuterbücher bis zur Renaissance.
Im europäischen Raum wurde Wissen um dieses Heissgetränk über Klöster vom Altertum in die Neuzeit weitergereicht. Klöster haben viel Wissen um die Heilwirkung von Pflanzen schriftlich dokumentiert. Alte Texte aus dem Altertum in alten Sprachen wurden ins Latein übersetzt und dadurch einem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Dadurch fand das Wissen rund um Kräutertees und ihre Heilwirkung einen Weg von der mündlichen Tradition, der Weitergabe vom Vater zum Sohn, zu einer systematischen Sammlung von Wissen und zu einer weiten Verbreitung auf der ganzen Welt.
Bedeutung der Kräuter heute
Später waren die Apotheker die treibenden Kräfte bei der Verbreitung und Anwendung der Kräuterkunde. Ihr Wissen wurde und wird noch zur Selbstmedikation bei bestimmten Beschwerden eingesetzt. Heute kennt man weit über 1.000 unterschiedliche Pflanzenteile von verschiedenen Kräuterpflanzen, die für die Zubereitung von Kräutertees benutzt werden.
Erstaunlicher Weise konnte sich in Europa der Kräutertee in seiner heutigen Nutzungsform erst in den letzten 200 Jahren richtig durchsetzen.
Anders als beim Tee, reichen die heutigen Quellen dafür nicht aus, einen sinnvollen Zeitstrahl mit Meilensteinen der Geschichte des Kräutertees zu erstellen. Wir glauben auch nicht, dass die Geschichte des Kräutertees und das dazu gesammelte und überlieferte Wissen linear entstanden ist. Wahrscheinlicher ist es, dass an vielen Orten auf der Welt parallel irgendwann einmal Kräutertee entdeckt wurde, dieses Wissen dann durch Migration sich anreicherte und verbreitete.
Interessant bleiben jedoch die Versuche in unserer Zeit, den Kräutertee stärker salonfähig zu machen im Sinne einer Steigerung des Beliebtheitsgrades. Den Kräutertees hängt der Ruf nach, ein Getränk im Falle von Erkältungen zu sein.
Es gibt in unserer Zeit jedoch sehr viele kommerzielle Ansätze um den Kräutertee als Süssgetränk mit wenig Kalorien und viel Geschmack zu präsentieren. Es entsteht auch wahrlich eine Renaissance des Kräutertee aus den Kräutern in und um den eigenen Garten. Mit Sicherheit hält uns die Zukunft der Kräutertees noch einige Überraschungen bereit. Wir sind schon jetzt sehr darauf gespannt!