Mischsystem für Kräutertees

Nachdem wir hier über so viele Aspekte von Tee und Kräutertee geschrieben haben, werden wir mit Sicherheit beim einen oder anderen Leser den Ehrgeiz geweckt haben, selbst eine Kräutertee-Mischung zusammenzustellen. Doch wie soll man dabei vorgehen? Und wie soll nun das hier Gelernte nun richtig in die Praxis übertragen werden? In diesem Bereich werden wir unser explizit dazu entwickeltes Kräutertee-Mischsystem vorstellen. Wir nennen es ganz pragmatisch: Das Tea Making Secrets – System. Das Hauptziel dieses Systems ist es, einen systematischen Rahmen für die Komposition des eigenen Tees zu offerieren. Und im Rahmen dieses Ansatzes bleibt natürlich für jeden kreativen Kräutertee-Mischer genügend freien Entwicklungsraum zur Entwicklung von ganz individuellen Geschmacksnoten.
Eigener Tee mischen
Bild von Luisella Planeta Leoni auf Pixabay.

Das Tea Making Secrets Mischsystem

Tea Making Secrets Mischsystem ist kein Erklärungsmodell, so wie z.B. die Aroma-Pyramide bei Parfüms. Als wir es entwickelten war unsere Absicht, eine handfeste, übersichtliche und praktische Methode zu beschreiben, damit jeder ganz individuell seinen Kräutertee zusammenstellen kann. Das Resultat sollte dabei möglichst verschont bleiben von den klassischen Stolpersteinen bei der Komposition von Kräutertees. 

Jeder Kräutertee hat in unserem System vier Komponenten oder Grundbausteine, nämlich Hauptkräuter, Geschmackskräuter, Stabilitätskräuter und  Ästhetik-Kräuter. Sie sind an den in der Herleitung ausgeführten Erklärungsmodellen angelehnt.  

Visualisierung von Tea Making Secrets.

Hauptkräuter

Hauptkräuter sind angelehnt an der Basisnote der Aroma-Pyramide: Aromatisches Fundament, Hauptwirkung, Anteil 40 – 50%. 

Es sollen idealerweise nicht mehr als drei unterschiedliche Hauptkräuter verwendet werden. Die Hauptkräuter sollten von ihren geschmacklichen Eigenschaften her, klar identifizierbare Geschmackskomponenten sein. Klassische Basisnoten sind Kräuter wie Melisse, Lindenblüten oder Kamille .

Geschmackskräuter

So wie die  Herznote sind auch die Geschmackskräuter nach der Methode des Parfüms charakterisiert. Sie bestimmen den Geschmack und wirken harmonisierend. Es handelt sich hier um die Komponente, mit welcher man den Geschmack der Teemischung individualisieren kann, aber auch bestimmt. Bei den Geschmackskräuter geht es immer nur um Geschmack und nicht um Wirkung. In unserem System sind für die Wirkung nur die Hauptkräuter und die Stabilitätskräuter zuständig. Der Anteil an Geschmackskräutern sollte sich um die 30 – 40% bewegen.

Stabilitätskräuter

Diese Kräuter sind angelehnt an das Konzept der oft so genannten Füllkräuter.

Wenn man Kräutertee mischt, dann macht man dies aus praktischen Gründen in der Regel so, dass eine gewisse Menge zur Aufbewahrung übrigbleibt. Sei dies im Teegestell oder im Tee-Fach in der Küche oder im Keller zur Aufbewahrung. Wenn ein Kräutertee dann in einer Verpackung für eine gewisse Zeit stehen bleibt, so haben die Bestandteile aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts die Tendenz sich zu trennen. So ist das schwerste Kraut am Schluss immer ganz unten in der Verpackung zu finden.

10-15 % der Mischung sollte daher aus Füllkräutern bestehen, die dafür sorgen, dass die Mischung auch bei längerer Stehzeit nicht absetzt und in ihre Bestandteile auflöst. Die Bezeichnung Füllkräuter zielt darauf ab, die Grösse und Form dieser Kräuter im Verhältnis zu anderen Bestandteilen der Mischung zu umschreiben. Füllkräuter können grundsätzlich Basis-, Herz- oder Kopfnoten sein. Füllkraut bezeichnet eine Funktion zur Stabilisierung und ist keine Kategorie bei den Aromen.

Füllkräuter haben oft ein größeres Volumen. Ihr Zweck in der Tee-Mischung ist es zu verhindern, dass sich schwere oder kleine Pflanzenteile aus der Mischung verabschieden und dienen als natürliche und heilwirksame Bindesubstanz in der Teemischung.

Stabilität bei längerer Stehzeit die Teemischung ist wichtig. Stabilitätskräuter stabilisieren aber auch die Verhältnisse in den geschmacklichen Bestandteilen der Mischung. In Bezug auf den Geschmack können sie einen zusätzlichen Akzent einbringen oder einen bestehenden verstärken bzw. ergänzen. In Bezug auf die Wirkung sind sie zu verstehen als Verstärker für die Wirkung der Hauptkräuter. Es sein am Rande erwähnt, dass Stabilitätskräuter durchaus auch aus der Kategorie der Hauptkräuter stammen können. Das gilt für jedes dieser Kräuterkomponenten und erklärt auch die Bandbreite der Mengenanteile. Hier ist der empfohlene Anteil 5 -15% 

Ästhetik-Kräuter

Ästhetik-Kräuter sind angelehnt an die Kopfnote: Sie prägen das Aussehen, die Farbe, sowie die erfrischende und anregende Wirkung des Heissgetränks. Ihr Anteil sollte bei ca. 15% zu liegen kommen. Ein Klassiker bei den Ästhetik-Kräutern ist der Rooibosh. 

Kräutertee Genuss

Die kleinen Tricks

Als kleine Vorwarnung und auch erbauende Ermutigung:

  • Deine erste Kräutertee-Komposition wird nicht die Letzte, aber sicherlich auch nicht die Beste sein. Relax! So geht es zu anfangs allen.
  • Wir haben hier keine in Stein gemeisselten Regeln formuliert, sondern nur Hilfestellungen. Habe den Mut etwas eigenes zu probieren, das vielleicht auch einmal einem Grundsatz widerspricht.
  • Manchmal sind die Kräuter, die man verwendet, qualitativ nicht so, dass der komponierte Geschmack zum Tragen kommt. Versuche es noch einmal mit anderen Kräutern (auch wenn es die gleichen sind, so kaufe sie bei einem anderen Händler und in einer anderen Qualität).
  • Führe ein Kräutertee-Tagebuch. Schreibe dir auf nach welcher Rezeptur du gearbeitet hast und passe dein Rezept immer wieder an.
  • Tee sollte nicht ewigs aufbewahrt werden. Mach nicht allzu grosse Mengen.
  • Kaufe dir eine Wage für kleine Gewichte.
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Verlier den Spass nicht dran. Und wenn dir eine deiner Kompositionen geschmacklich nicht liegt, bzw. wenn es nicht gut ist, so habe den Mut und schmeiss die Mischung weg und mach eine neue Bessere!